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Ein Ort des zivilgesellschaftlichen Austauschs und der persönlichen Partizipation

Auf einem unmittelbar an den S-Bahnhof Grunewald angrenzenden Gelände, etwa 300 Meter vom Mahnmal »Gleis 17« entfernt, plant die Moses Mendelssohn Stiftung, deren erklärte und satzungsmäßige Aufgabe darin besteht, im Sinne des Gemeinwohls in Wissenschaft und Kultur neue Entwicklungen anzuregen sowie Kreativität und Engagement auf verschiedenen gesellschaftlichen Feldern zu fordern und Projekte zu unterstützen, die der Verbreitung von Aufklärung, Vernunft und Toleranz in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft dienen, mit dem Else Ury Campus die Einrichtung eines ergänzenden aktiven Gedenk- und Erinnerungsortes.

Der studentische Campus mit öffentlich zugänglichem Dokumentationszentrum soll zudem als Lern- und Vermittlungsort dienen, an dem künftig Studierende mit diversen Hintergründen, aus verschiedenen Ländern (insbesondere Israel) und unterschiedlichen Fachdisziplinen gemeinsam wohnen, lernen und arbeiten werden. Studierende der Pädagogik, Geschichte, Soziologie, aber auch der Architektur, Naturwissenschaften sowie angehende IT- und Medienfachleute sollen sich mit diesem authentischen historischen Ort intellektuell auseinandersetzen und sowohl als Lernende als auch Lehrende (im Sinne der Vermittlung des historischen Kontextes des Mahnmals »Gleis 17«) fungieren. Umgeben von den drei geplanten Gebäuden für studentisches Wohnen wird der Campus im Mittelpunkt das zukünftige Dokumentationszentrum »Gleis 17« beherbergen. Mit einer Nutzfläche von ca. 290 qm soll hier ein Multifunktionsraum entstehen, der neben einer Dauerausstellung zu den geschichtlichen Hintergründen des Mahnmals »Gleis 17« eine Geschichtswerkstatt (history lab) sowie einen Veranstaltungsbereich für Vorträge und als mobiles Klassenzimmer integriert.

Die Dauerausstellung soll in der ersten Phase nach Fertigstellung des Wohncampus mit den Studierenden zusammen erarbeitet und fortan kontinuierlich durch die auf dem Campus lebenden Studierenden betreut werden. Die studentischen Betreuer:innen werden den Besucher:innen (insbesondere Schulklassen) den historischen Kontext vermitteln und für Fragen und Anregungen seitens der Besucherschaft während der Öffnungszeiten zur Verfügung stehen. Begleitend zur Dauerausstellung sollen diverse Veranstaltungen durchgeführt werden, unter anderem Vermittlungsprogramme im Rahmen des Schulunterrichtes, Lehrerfortbildungen, Vortragsreihen und Filmvorführungen. Langfristig sollen zudem neue Konzepte für die Geschichtsvermittlung und die Gedenkkultur analysiert, aber auch eigenständig erarbeitet werden. Forschungsarbeiten zu diesem Thema werden durch Stipendien der Moses Mendelssohn Stiftung gefördert.

Darüber hinaus ist der Aufbau einer multimedialen und interaktiven, auf Dokumenten und Forschungsarbeiten basierenden Datenbank vorgesehen, die die Biografien und Schicksale der von »Gleis 17« und weiteren Berliner Bahnhöfen deportierten Menschen in Erinnerung ruft. Diese Datenbank wird in enger Kooperation mit der Fraunhofer Gesellschaft (IPK) entwickelt und umgesetzt. Als work in progress sollen möglichst viele Biografien der über 50 000 von Berlin aus deportierten Jüdinnen und Juden – insbesondere durch Anwohnerschaft und Ausstellungsbesucher:innen – rekonstruiert werden, unter dem Motto »Die Menschen und ihre Biografien hinter den bloßen Zahlen«.

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